Glyphosathersteller streben erneut EU-Wiederzulassung an
BAYER will es erneut wissen:
GLYPHOSAT ERNEUT VOR NEUEM WIEDERZULASSUNGSANTRAG
IN DER EU
Hier ist, was wir bisher darüber wissen
Unter der Leitung der Bayer AG streben eine Reihe von Glyphosat-Herstellern ab Dezember 2019 die Wiederzulassung des Wirkstoffes Glyphosat in der EU an.
Folgende Firmen bilden das Konsortium, das sich für die Wiederzulassung stark macht:
- Adama Agan Ltd
- Agria S.A.
* Albaugh Europe SARL
* Arysta Lifescience SAS
- Barclay Chemicals Manufacturing Ltd.
* BAYER AG
- Brokden S.L.U.
- Ciech Sarzyna S.A.
- Helm AG
* Nufarm GMBH & Co.KG
- Sinon Corporation
* Syngenta Crop Protection AG
*) Lead Registrant
*) Board Members
DIE GLYPHOSATE TASKFORCE 2
Die Leitung der sogenannten Glyphosate Task Force (GTF2) hat die Bayer AG inne.
Der Konzern stellen den Vorsitzenden des Boards, den Vorsitzenden der Regulatory Working Group und den Koordinator der Technical Working Groups.
Erstere beiden haben den Sitz in Brüssel, der letztere in St. Louis, USA.
BAYER hat auch die Funktion als Lead Registrant, diese hat sie von der jüngst zugekauften Tochterfirma Monsanto übernommen
Board Members stellen die Daten, vertreten die Gruppe nach aussen und haben Stimmrecht bei Entscheidungen.
BERATUNG
Beraten werden die "Technical Working Groups" von der Knoell Germany GmbH, die schon letztes Mal eine Rolle bei der Wiederzulassung gespielt haben.
PR UND KOMMUNIKATION
Für die PR-Kampagne rund um das Vorhaben zeichnet sich die PR-Agentur Hume Brophy verantwortlich. Das muss nicht auf diese eine reduziert sein, auch beim letzten Mal wurden nach meinen Informationen mehrere Agenturen mit Aufgaben betreut.
ABLAUF
Die Bewerbung für die Wiederzulassung soll noch im Dezember 2019 stattfinden, und sich von Mitte 2020 mit der Einsendung der Dossier-Unterlagen etwa Juni 2020 durch den Risikobewertungsprozess bis zur Wiederzulassung Dezember 2022 erstrecken.
Über eine angestrebte Dauer (letztes Mal: 5 Jahre) ist noch nichts bekannt.
DIE SEITE DER REGULIERER
Auf der Gegenseite stehen die sogenannte AGG (Assessment Group on Glyphosate / berichtende Mitgliedsstaaten) und die EFSA.
Die AGG ersetzt das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung. Statt einem einzelnen Mitgliedstaat ist es diesmal eine Gruppe aus gleich 4 Mitgliedsstaaten, namentlich Frankreich, Schweden, Ungarn und die Niederlande, die die Experten stellen.
TRANSPARENZ
Dieses Mal legt man - zumindest nach aussen hin - Wert auf Transparenz.
Das geschieht allerdings nicht ganz freiwillig, denn die EFSA ist dieses Mal verpflichtet, unter anderem auf einer Webseite frei öffentlich zugänglich zu machen:
- Den vollen Registrierungsantrag
- wissenschaftliche Daten, Studien, Information über den Antrag, auch Zusätze
- eine Zusammenfassung der Hersteller-Anwendungsempfehlungen
Dies unverzüglich ab dem Zeitpunkt, ab dem der Wiederzulassungantrag angenommen wurde.
Das ist nach meinem Wissen dem Erfolg der Europäischen Bürgerinitiative "STOPP GLYPHOSAT" zu verdanken. Wie wirkungsvoll diese Änderung dann in der Praxis ist, bleibt abzuwarten. In jedem Fall ist der Aufwand ähnlicher Verschleierungsmassnahmen wie beim letzten Mal wesentlich höher geworden.
ÖFFENTLICHE BEFRAGUNG
Ausserdem wird es auf der Seite eine öffentliche Befragung geben, die für einen begrenzten Zeitraum Kommentare von Wissenschaftlern, Experten und dem Publikum annehmen wird.
Die Hersteller stellen sich hier einen Zeitraum von 30 Tagen vor.
FREIWILLIGE HERSTELLERTRANSPARENZ
Auf der Hersteller-Webseite sollen ausserdem alle schriftliche Kommunikation wie Briefe, Emails, Besprechungsprotokolle zwischen der GTF2 und der AGG und EFSA publiziert werden.
AUSBLICK
Einer wachsenden Anzahl an Verbrauchern, Ärzten, zweifelnden Landwirten, Gemeinden und EU-Mitgliedsstaaten, die den Stoff lieber heute als morgen verbannt wissen wollen steht eine mächtige Agrar-Industrie-Lobby gegenüber, mit hervorragend ausgestatter "Kriegskasse" und personell teilweise die selben, die schon für Monsanto und Co die letzte Wiederzulassung durchgebracht haben.
Es steht zu erwarten, dass spätestens ab Dezember die gleichen PR-Massnahmen und die selben "Helferlein" in den sozialen Medien ihre Tätigkeit wieder aufnehmen.
Es gibt allerdings dieses Mal ein paar Unterschiede zum letzten Mal:
Eine sehr hohe Anzahl an unabhängigen Studien, die das Schadenpotential von Glyphosat belegen und über die Krebsprozesse in den USA jede Menge Dokumente, die eingereichte Studien bei der letzten Wiederzulassung in keinem guten Licht erscheinen lassen.
Und eine noch grössere Anzahl an Menschen, die sich vehement gegen eine Wiederzulassung einsetzen werden.
Letzteren zähle ich mich zugehörig.
Es wird spannend werden.
Bis später.